Benjamin Lackner

Benjamin Lackner Trio

BENJAMIN LACKNER    piano

JERÔME REGARD   bass

MATTHIEU CHAZARENC   drums

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Benjamin Lackner Quartet

BENJAMIN LACKNER    piano

MATHIAS EICK   trumpet

JERÔME REGARD   bass

MANU KATCHÉ/ MATTHIEU CHAZARENC  drums

„Benny Lackner has a distinctive compositional voice that sounds lucid and fresh. I´m honored that I´ve been part of his musical journey.“

Brad Mehldau

Quartet

Warum wird überhaupt noch Musik gemacht und auf Alben veröffentlicht? Wieso gelingt es mit dem immer selben, äußerst überschaubaren Vorrat an Tönen auch nach Jahrhunderten noch, Dinge auszudrücken, die so noch nie gesagt wurden? Weil jede dieser Melodien, Konzepte oder Konstellationen absolut neu wäre? Oder liegt es vielleicht eher daran, dass einige wenige auserwählte Musikerpersönlichkeiten in geradezu magischer Vorausschau genau den Ton treffen, der sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung mit einem allgemeinen Bedürfnis synchronisiert und eine Gefühlslage oder Hoffnung zum Ausdruck bringt, die mit Worten nur sehr unzutreffend eingefangen werden könnte.

Ein solcher Musiker ist der in Berlin lebende Klangphilosoph Benjamin Lackner, der mit seiner in der Unendlichkeit ruhenden Momentaufnahme „Last Decade“ einen Kontrapunkt zu jener Temposucht geschaffen hat, die uns in immer kürzeren Intervallen immer mehr Informationen aufzwingt. War das seine Absicht? Wohl kaum. Ist es ein Zufall? Noch viel weniger. Jedwede Hierarchie der Klänge außer Acht lassend jedem einzelnen Ton Bedeutung beizumessen, ist einfach die Art und Weise, die holistische Tiefgründigkeit und Ernsthaftigkeit, ja auch die unerschütterliche Zuverlässigkeit, mit welcher der Pianist seine Musik umsetzt. 

Wenn man das Zusammenspiel von Lackner mit dem norwegischen Trompeter Mathias Eick sowie den beiden Franzosen Jérôme Regard am Bass und Manu Katché am Schlagzeug hört, werden Erinnerungen wach. Erinnerungen an den Sound einer Zeit, die aus der Retrospektive als eine bessere erscheinen mag. Dieser Eindruck ist trügerisch, denn auch wenn sich Lackner von seiner Erinnerung weder frei machen will noch kann, unterscheidet sich sein Impuls, diese Musik zu spielen, doch gar nicht von jener der Protagonisten aus der Vergangenheit. „Last Decade“ ist ein Fenster in die Gegenwart, in der die Reminiszenzen der Erinnerung freilich hör- und spürbar sind. Ohne irgendjemanden zu kopieren, schließen Lackner und die Mitglieder seiner Band an eine verloren geglaubte Ästhetik an und transportieren ihre Vorstellung einer imaginären Vergangenheit souverän in die Zukunft. Was zuweilen wie eine Hommage klingt, ist letztlich eine selbstbewusste Standortbestimmung.

Was Benjamin Lackner von vielen seiner Vorbilder unterscheidet, ist sein Verzicht auf große Gesten. Die poetische Beiläufigkeit, mit der er seine traumhaft schönen Melodien spielt, erinnert an den Flug eines Schmetterlings, dessen Flugbahn die verwunschensten Ornamente in die Luft zeichnet, ohne dass diese auf Anhieb fassbar wären. Bei Lackner ruht das Kleine im Großen und das Große im Kleinen. Das verbindende Element zwischen beiden Prinzipen ist der unprätentiöse Augenblick, in dem es geschieht.

Die Aufnahmen zu „Last Decade“ erfolgten im September 2021. Da waren die Zeiten schon kompliziert genug, doch niemand hätte damals geahnt, an welchem Punkt wir im Moment der Veröffentlichung gesellschaftlich, global und auch individuell angekommen sein würden.  Mit fast prophetischer Weitsicht hat Benjamin Lackner vor über einem Jahr eine Musik erschaffen, die sich wie ein heilender Film auf die Nöte und Ängste der Gegenwart legt. 

Er öffnet Türen und stellt den Dualismus von Musiker und Hörer auf den Kopf, weil er fast den Eindruck vermittelt, er wäre es, der für uns in die schier unauflösbare Komplexität unserer Sorgen und Hoffnungen hinein hört. Diese Songs sind nicht um der Musik willen gemacht worden, sondern um gehört, nein, um empfunden und gelebt zu werden. „Ich musste lernen, bei allen politischen und gesellschaftlichen Turbulenzen bei mir zu bleiben und die Wärme, die ich auf diesem Album gebe, aus meinem Innern heraus selbst zu schaffen“, konstatiert Benjamin Lackner. Diese Hürde hat er mit „Last Decade“ nicht nur mit Bravour genommen, sondern er hat die Welt mit einem Stück Musik beschenkt, das, würde es jeder Erdenbürger in Ost und West, ob arm oder reich, alt oder jung einmal am Tag hören, die Pforten zu einer besseren Zukunft öffnen würde. 

Wolf Kampmann

Es ist ein Meisterwerk, das im geradezu hypnotischen melodiösen Sog von acht originalen Lackner-Kompositionen (und einem Impromptu seines Bassisten) auf alles solistische «Bekünsteln», auf jede spektakuläre Artistik zugunsten eines hochintegrierten Zusammenklangs und intimen Gedankenaustauschs verzichtet. Die vier singen die Songs gewissermassen, jedenfalls in erster Linie, bei all ihrer hintangestellten, gerade mal gelegentlich auf- blitzenden solistischen Souplesse. Das ist ein ebenso bescheidener wie raffinierter Vorgang, einer allerdings, dessen Raffinesse uns sozusagen erst im Nachklang auffällt.

PETER RÜEDI, WELTWOCHE, 10-2022

The music unfolds naturally on each and every track. Made up of almost exclusively Lackner originals, there’s a genuine authenticity to the group’s sound that I feel will stand the test of time, hopefully encouraging more recording as a quartet in the future. Blessed with nine very strong tracks, I will just give special mention to one of them – the incredible “Hung Up On That Ghost”. Inspirational stuff indeed.

MIKE GATES, UK VIBE,  10-2022

For a new band there is a new concept and sound. Lackner embraces this and has created a focussed yet spacious quartet sound that floats with an easy grace and lyricism that is greatly appealing. In addition, the group also love a good groove, and these too can be heard and felt as the four musicians take delight in each other’s playing.

NICK LEA, JAZZVIEWS, 10-2022

Da sage noch mal einer, es gebe keinen ECM-Sound. Benjamin Lackner ist zwar ein Debütant auf ECM, und doch fängt er mit „Last Decade“ die Essenz ein, die dieses Label seit über 50 Jahren ausmacht. In diesemSinne könnte die Platte auch gut „Last Half Century“ heissen….Diese greifbare Vergänglichkeit einer ungreifbaren Erinnerung läuft auf eine aufwühlende Intimität hinaus. „Last Decade“ legt eine Sehnsucht frei, die schon sehr lange nicht mehr mit solcher Überzeugungskraft in Musik gegossen wurde.

WOLF KAMPMANN, JAZZTHING, 10-2022

The best thing about the album is the strength of the originals, most of these written by Lackner himself. Producer Manfred Eicher has drawn something special out of the pianist and all concerned on the record for a glistening, life affirming creation.

MARLBANK, 10-2022

Aber das Endprodukt, das diesmal rein akustisch daherkommt, funktioniert grossartig….manche Stücke sind getragen und ein wenig melancholisch, allesamt lyrisch und nachdenklich, von fast philosphischer Ruhe und Gelassenheit.

JAZZPODIUM, 10-2022

Speaking of Last Decade, many jazz musicians aspire to find a home at ECM, but few are called. Lackner, who has a handful of other albums on smaller labels, got the fateful call from Eicher a few years ago. After various delays, the recording sessions went down in September 2021 at Studios La Buissonne in Pernes-les-Fontaines, France. Eicher was very much in the house and in producer mode, and the resulting album benefits from the sonic radiance and sense of space and being in the moment — hallmark qualities for which ECM is renowned.From the opening probing piano-trumpet melody of “Where Do We Go From Here?” to the final suspended chord of the album-closer “My People,” Lackner shows a sensitive touch and an admirable restraint in his playing. He stretches out into flashes of serpentine fire at the right, ripe moments of a solo, as he does on the pensive 6/8 title track, “Last Decade.” He also lends Eick ample expressive space on the record; the pair seem to have a palpable empathetic connection, which one hopes will continue in the future.

JOE WOODARD, THE INDEPENDENT, 10-2022

…mit einem unaufdringlichen Ensemblespiel, in dem nicht das Ego des Einzelnen in den Vordergrund gerückt wird, sondern das Gemeinsame, Offene, mit dem Mut zur Lücke und um Raum für die Partner Ausgestattete. Im Verlauf der Stücke schmiegen sich Kontrabass und Klavier, Trompete und Klavier, Kontrabass und Schlagzeug und sehr oft auch alle vier Instrumente aneinander. Ein Solo ist hier kein Schaustück für den Solisten, sondern ein ins Gesamtgeschehen integriertes Nachvornetreten, als drehe es sich bei allem um eine Dekade der Gleichberechtigung und des aufmerksamen Zusammenwirkens.

WERNER STIEFELE, RONDO MAGAZIN, 10-2022

Trio

Der 1976 in Berlin geborene deutsch-amerikanische Pianist Benny Lackner lebte seit seinem 13. Lebensjahr in Kalifornien und New York und führte viele Jahre lang ein Leben auf zwei Kontinenten, bis er 2008 endgültig nach Berlin zog – das Leben auf Achse kennt er nur zu gut. Irgendwann aber wollte er einfach nur noch ankommen. Von dieser Sehnsucht nach einem Zuhause und sicheren Hafen handelt „Drake“, das aktuelle und insgesamt sechste Album seines Trios, welches er 2002 in New York gegründet hat und das seither zahlreiche Konzerte auf Bühnen beinahe aller Kontinente gespielt hat.

Diese langjährige auf Vertrauen basierende Beziehung zwischen Benny Lackner, Schlagzeuger Matthieu Chazarenc und Bassist Jerome Regard zeichnet sich durch ein schon fast telepathisch zu nennendes Zusammenspiel aus und auch durch eine gewachsene Gelassenheit. Bei einem gemeinsamen Auftritt im Rahmen des XJazz-Festival 2016 trafen sich die Musiker auf einem neuen Level der Entspanntheit. „Es ging nicht darum, uns zu beweisen oder zu zeigen wie schnell wir spielen können. Es ging nur noch um den Song und darum, den Melodien Raum zu geben. An dem Abend haben wir unseren Sound als Band endgültig gefunden.“

Schon bald kristallisierten sich die Songs für das nächste Studio-Album heraus. „Rise to the Occasion“ ist mit seinen Field Recordings, Drum-Loops und tief schürfenden Improvisationen ein Highlight von „Drake“ und steht stellvertretend für den charakteristischen elektroakustischen Stil der Formation. Gleichzeitig repräsentiert der Song das Prinzip, sich voll und ganz auf die Essenz zu konzentrieren. Und es ist genau dieses Arbeiten an einem ganz speziellen elektro-akustischen Klangbild in Kombination mit einem besonderen Gespür für Melodien und Harmonien, die nicht den gängigen Mustern und Erwartungen entsprechen, welches das Klaviertrio herausstechen lässt in der Jazz-Piano-Trio-Landschaft. Nicht Swing-Elemente und ausufernde Improvisationen mit Fokus auf den größtmöglichen Effekt begegnen einem hier, sondern einfache musikalische Themen, die mit Besonnenheit und Emotion ausgeschmückt werden, die neben reizsetzenden elektronischen Effekten auch einen ruhigen Puls mit sich tragen, der die Basis für intensive Klangmalerei ist.   

„Dabei werden gelegentlich auch Elemente der Fusion-Bewegung der Siebziger herangezogen, mitunter eben wie einige Bands jener Tage ohne den überstark betonten elektronischen Ausdruck und in den Intensität weniger ausgeprägt. Vielmehr wird dann doch zurückgefahren, zumal ja auch keine satten E-Gitarren in das Klangbild eingreifen, das letztlich eben von den Keyboards und dem gelegentlichen Einsatz elektronischer Effekte gestaltet wird. Mitunter, wie auf “Rise To The Occasion“, schleichen sich Trance-artige Passagen ein, vom einförmig voranschreitendem Schlagzeug unterstützt, darüber zirpt es mitunter ganz dezent und filigran. Filigran, ja, solche Songs gibt es auch komplett so zubereitet, sanft tupfend ziehen sich Piano-Klänge durch das dahinschwebende “Decompression“, wobei dieses durch die Rhythm Section zart schleppend noch unterstützt wird, auch ist “It’s Gonna Happen“ ein gutes Beispiel dafür. “Entwurzelt“ lässt den Bassisten mit verzerrtem Sound agieren, man könnte meinen, eine E-Gitarre hätte sich nun eingemogelt. So sind es ständig diese kleinen Nuancen, die das Gesamtbild angenehm anreichern und für Spannung sorgen.

So ist schließlich Musik entstanden, die warm strömt im Sonnengeflecht und dem Jazz eine ganz moderne Note gibt, zart und feinfühlig und behutsam agierend, das Kopf-Kino inspirierend zu individuellen Soundtracks, kurzum, Musik für alle Gelegenheiten.“

(Wolfgang Giese, www.musikansich.de)

Auch eine Leistung: aus seiner inzwischen geheilten Zerrissenheit ein eindrucksvolles Stück Pianotriokunst zu formen…

REINHARD KÖCHL, JAZZTHING 3/4-2019

Das Ergebnis dieses langwierigen Prozesses ist das Album Drake, das er mit seinem bewährten Trio aufgenommen hat und das mit seiner pulsierenden Ruhe einen hypnotischen Sog erzeugt.

THOMAS KÖLSCH, JAZZTHETIK 3/4-2019

Eine süchtig machende Platte!

RONDO MAGAZIN 3/4-2019

Lackner’s musical production, in any case, can be definitely considered within the most precious and exciting things we heard in the last few years. Drake is the new album from the Benny Lackner Trio, and since the first time I started listening to it there has been one special thing which amazed me more everything else, and this is the adoption of an extremely essential musical language, at times minimal, which is incredibly far from those mere demonstrations of technique and virtuosity that too often we hear in modern Jazz. In this sense, Lackner has found a extremely personal code for breaking the rules of standard Piano Trio music. The modernity and innovation of Lackner ‘s style, to some extent, are the characteristics that bring him closer to the giants of Jazz that were mentioned before.

https://selectedbyguerino.wordpress.com/tag/benny-lackner/

Speaking of Last Decade, many jazz musicians aspire to find a home at ECM, but few are called. Lackner, who has a handful of other albums on smaller labels, got the fateful call from Eicher a few years ago. After various delays, the recording sessions went down in September 2021 at Studios La Buissonne in Pernes-les-Fontaines, France. Eicher was very much in the house and in producer mode, and the resulting album benefits from the sonic radiance and sense of space and being in the moment — hallmark qualities for which ECM is renowned.From the opening probing piano-trumpet melody of “Where Do We Go From Here?” to the final suspended chord of the album-closer “My People,” Lackner shows a sensitive touch and an admirable restraint in his playing. He stretches out into flashes of serpentine fire at the right, ripe moments of a solo, as he does on the pensive 6/8 title track, “Last Decade.” He also lends Eick ample expressive space on the record; the pair seem to have a palpable empathetic connection, which one hopes will continue in the future.

JOE WOODARD, THE INDEPENDENT,  10-2022

…mit einem unaufdringlichen Ensemblespiel, in dem nicht das Ego des Einzelnen in den Vordergrund gerückt wird, sondern das Gemeinsame, Offene, mit dem Mut zur Lücke und um Raum für die Partner Ausgestattete. Im Verlauf der Stücke schmiegen sich Kontrabass und Klavier, Trompete und Klavier, Kontrabass und Schlagzeug und sehr oft auch alle vier Instrumente aneinander. Ein Solo ist hier kein Schaustück für den Solisten, sondern ein ins Gesamtgeschehen integriertes Nachvornetreten, als drehe es sich bei allem um eine Dekade der Gleichberechtigung und des aufmerksamen Zusammenwirkens.

WERNER STIEFELE, RONDO MAGAZIN 10-2022