GANNA

GANNA

GANNA GRYNIVA voice, effects, composition

JULIAN SARTORIUS drums, percussion

5 Credit_ Dovile Sermokas_kl

GANNA

GANNA GRYNIVA    voice, loops, effects, composition

ULI KEMPENDORFF / PHILIPP GROPPER   tenor saxophone

POVEL WIDESTRAND   piano

TOM BERKMANN   bass

MATHIAS RUPPNIG   drums

„Eine der beeindruckendsten Sängerinnen und Musikerinnen der europäischen Jazz- und

Weltmusik-Szene” 

Mirjam Jessa, Ö1 Radio (AT, 2022)

solo

Für die gebürtige Ukrainerin Ganna Gryniva sind alte Volkslieder ihrer Heimat eine Herzensangelegenheit – und eine wahre musikalische Fundgrube. Schon mit ihrem von der Kritik sehr gelobten Album „Home“ (mit GANNA Ensemble) sorgte sie mit emotionsgeladen, Jazz-gefärbten Arrangements für Aufhorchen – so war z.B. für den Bayerischen Rundfunk „Home“ „(…) sicher ein Album des Jahres, ergreifend, kraftvoll, großartig gesungen und gespielt!“.

Der nun erschienene Nachfolger „Kupala“, auf dem Gryniva mit Loops, Samples und anderen Effekten arbeitet, klingt deutlich elektronischer. Auch hier verbindet die Wahlberlinerin auf raffinierte Weise verschiedene Sinneswelten vom Jazz über ukrainischen Folk bis hin zu experimenteller Musik, und immer mit starkem Bezug zu den ursprünglichen Themen der ukrainischen Gesangstradition wie Liebe, Trauer und die Verbindung vom Alltagsleben mit der Natur.

Immer wieder reiste sie in ihre alte Heimat, um dort in Archiven nach traditionellen Volksliedern zu stöbern und die Großmütter und Großväter beim Singen aufzunehmen. Die Fundstücke präsentiert sie nun in ihren Solo-Stücken – auf äußerst originelle Weise. Auf dem zusammen mit Tomáš Kaspar aus London produzierten Album wird Gryniva auf einigen Stücken vom Schweizer Drummer Julian Sartorius unterstützt. Beim Zuhören wird schnell deutlich: die eingesetzte Technik ist kein Selbstzweck, sondern dient dazu, den Puls der Musik zu unterstreichen – wie auf der Winterballade „Hanya“ oder dem Liebeslied „Obrutch“.

Ganna mag Stücke, die Optimismus und Lebenslust versprühen, und auf ihrem Soloalbum hat sie diese Energie auf ganz andere Art und Weise akzentuiert und ausgearbeitet.

Zwei Stücke aus „Kupala“ sind auch in dem preisgekrönten Dokumentarfilm „Leben nach Butscha“ (Grimme-Preis 2023) zu hören, der sich mit russischen Kriegsverbrechen in der ukrainischen Stadt Butscha auseinandersetzt. Die Regisseurin des Films, Mila Teshaieva, war von Grynivas Musik derartig beeindruckt, dass sie zwei Stücke für die Doku verwendete.Gryniva: „In „Lebidonka“ geht es um Kosaken, die ihr Land verteidigen, während ihre Angehörigen zu- hause beten, dass sie unversehrt nach Hause kommen. Und „Misto“ ist ein Liebeslied. Überhaupt ist das ein äußerst kraftvoller und auf eine gewisse Weise herausfordernder Film. Einerseits, weil er das Publikum packt und mit großer Trauer konfrontiert. Andererseits, weil er auf berührende Weise zeigt, wie stark die Überlebenden mental sind und sich beim Wiederaufbau gegenseitig unterstützen.“

Zusammen mit Filmemacher Peter Bräunig hat Gryniva auch ihren eigenen Dokumentarfilm „Spivanka“ fertiggestellt. Er vermittelt Eindrücke von ihrer Reise in die Ukraine im Jahr 2018. „Es gibt Szenen, in denen ich mit alten Frauen spreche, die mir vorsingen und mir ihre Lebensgeschichten erzählen. Der Film dringt tief in die Seele der ukrainischen Volksmusik ein – dank seiner Protagonisten, die sich an die Musik ihrer Kindheit erinnern und durch mündliche Weitergabe im Gedächtnis bewahren. Es sind solche Bilder und Szenen, die verdeutlichen, welche eigenständige und unabhängige Identität das ukrainische Volk hat. „Spivanka“ war im Rahmen der „WOMEX music expo“ 2023 zu sehen sein, die Ende Oktober in A Coruña/Spanien stattfand.

Gannas neues Album präsentiert einen völlig anderen musikalischen Ansatz als ihr Quintett-Album, es ist jedoch in jedem Fall eine Bestätigung ihrer Hingabe, Vielseitigkeit und Brillanz und ein weiterer Ausdruck von Liebe und Hoffnung.

Ensemble

Mit 13 Jahren kam sie 2002 mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Deutschland. Heute ist sie eine der eindrucksvollsten Sängerinnen der deutschen Jazz- und Weltmusikszene. Ihr eben erschienenes Album heißt „Home“ – voller mitreißend schöner Lieder in raffinierten Arrangements. Ein Jazz-Highlight des Jahres, findet Roland Spiegel vom Bayerischen Rundfunk:

„Eine Stimmung und eine Stimme, die sofort fesseln. Ein sanftes Vorwärtsdrängen von Tönen. Eine – noch – leise Feier des Augenblicks. Ein Aufblühen. Es ist die Stimme der Sängerin Ganna Gryniva. Ihr neues Album „Home“ beginnt mit einem Lied, das vom Frühling handelt. Ein Volkslied aus dem Land, aus dem Ganna Gryniva einst nach Deutschland kam, der Ukraine. Sogar über den Frühling kann man kaum schöner singen, als sie es hier tut. Diese flirrenden Farben in der Stimme. Diese Biegsamkeit des Gesangs. Und diese Natürlichkeit. Wie sanfte und immer fester werdende Berührungen bei einem Tanz sind diese Töne. Dabei ist dies ein Lied voller Symbolkraft in dieser Zeit. Denn der Frühling: Das ist die Jahreszeit nach einem harten Winter. Der kraftvolle Neu-Anfang nach schweren Monaten.

Hinter der Sängerin ist auch eine hervorragende Band zu hören: der  Saxophonist Philip Gropper, der schwedische Pianist Povel Widestrand, der aus Bayern stammende Bassist Tom Berkmann und der österreichische Schlagzeuger Mathias Ruppnig. Ein starkes Gespann für eine sehr ausdrucksstarke Musik. 

Zu den Höhepunkten des Albums zählt ein Lied über eine Mutter und ihren Sohn, die sich verabschieden, bevor er in den Krieg zieht. Er bittet sie um Vergebung für den Fall, dass er nicht lebend zurückkommt. Ein Volkslied, das schon im Winter von 2013 auf 2014 Bedeutung erlangte – als über hundert Menschen nach der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten gegen prorussische Politik ihr Leben verloren. Es wurde zu einem Requiem auf die Opfer. 2022 gehört dieses ukrainische Lied zu den besonders oft gesungenen.

Tief berührend ist es so, wie es hier erklingt. So interpretiert, dass weder Sentimentalität noch zu starkes Pathos entstehen. Es ist Innigkeit, es ist Schönheit, und es ist Schmerz, was hier durch eine feine und hochdifferenzierte Musik ausgedrückt wird. Eine zutiefst menschliche Botschaft tragen diese Aufnahmen in die Welt. Und gerade weil diese Musik sich auch gestattet, aufgewühlt und unruhig und vor allem nie glatt zu sein, packt sie besonders. Eine bewegende Sängerin und Interpretin ist Ganna Gryniva, faszinierend, wie unmittelbar sie hier Emotionen in Musik umsetzt. Und eine beeindruckende Vermittlerin von Liedern, die in diesen Zeiten – und auf diese Art gesungen – viele Menschen auf der Welt interessieren sollten.

Roland Spiegel, Bayerischer Rundfunk, 11/2022

Ganna Gryniva, geboren 1989, wuchs nahe Kiev auf und zog mit 13 Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland. Die seit 2013 in Berlin lebende Sängerin, Komponistin, Pianistin und Aktivistin entfaltet ihre verschiedenen kulturellen Wurzeln in der Musik. Sie setzt sich aktiv dafür ein, das kulturelle Erbe aus der Ukraine zu verbreiten. Im GANNA-Quintett und in ihrem Soloprogramm für Loops und Elektronik verbindet sie Jazz mit ukrainischer Folklore, Klassik und experimenteller Musik und hat auf diese Art und Weise eine ganz eigene Form gefunden, das alte Liedgut weiterzugeben. 2019 schloss Ganna ihr Jazzstudium an der Musikhochschule Franz Liszt in Weimar ab, wo sie bei Michael Schiefel, Jeff Cascaro und Frank Möbus studierte. Außerdem hat sie einen Bachelor of Arts in Philosophie an der Universität Leipzig.