Ganna Gryniva

Ganna Ensemble

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GANNA GRYNIVA    voice, loops, effects, composition

MUSINA EBOBISSÉ/ PHILIPP GROPPER   tenor saxophone

POVEL WIDESTRAND   piano

TOM BERKMANN   bass

MATHIAS RUPPNIG   drums

„Home“ von „Ganna“ ist sicher ein Album des Jahres, ergreifend, kraftvoll, großartig gesungen und gespielt!

Ulli Habersetzer, Deutschlandfunk 11/2022

Mit 13 Jahren kam sie 2002 mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Deutschland. Heute ist sie eine der eindrucksvollsten Sängerinnen der deutschen Jazz- und Weltmusikszene. Ihr eben erschienenes Album heißt „Home“ – voller mitreißend schöner Lieder in raffinierten Arrangements. Ein Jazz-Highlight des Jahres, findet Roland Spiegel vom Bayerischen Rundfunk:

Eine Stimmung und eine Stimme, die sofort fesseln. Ein sanftes Vorwärtsdrängen von Tönen. Eine – noch – leise Feier des Augenblicks. Ein Aufblühen. Es ist die Stimme der Sängerin Ganna Gryniva. Ihr neues Album „Home“ beginnt mit einem Lied, das vom Frühling handelt. Ein Volkslied aus dem Land, aus dem Ganna Gryniva einst nach Deutschland kam, der Ukraine. Sogar über den Frühling kann man kaum schöner singen, als sie es hier tut. Diese flirrenden Farben in der Stimme. Diese Biegsamkeit des Gesangs. Und diese Natürlichkeit. Wie sanfte und immer fester werdende Berührungen bei einem Tanz sind diese Töne. Dabei ist dies ein Lied voller Symbolkraft in dieser Zeit. Denn der Frühling: Das ist die Jahreszeit nach einem harten Winter. Der kraftvolle Neu-Anfang nach schweren Monaten.

Hinter der Sängerin ist auch eine hervorragende Band zu hören: der französische Saxophonist Musina Ebobissé, der schwedische Pianist Povel Widestrand, der aus Bayern stammende Bassist Tom Berkmann und der österreichische Schlagzeuger Mathias Ruppnig. Ein starkes Gespann für eine sehr ausdrucksstarke Musik. 

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Zu den Höhepunkten des Albums zählt ein Lied über eine Mutter und ihren Sohn, die sich verabschieden, bevor er in den Krieg zieht. Er bittet sie um Vergebung für den Fall, dass er nicht lebend zurückkommt. Ein Volkslied, das schon im Winter von 2013 auf 2014 Bedeutung erlangte – als über hundert Menschen nach der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten gegen prorussische Politik ihr Leben verloren. Es wurde zu einem Requiem auf die Opfer. 2022 gehört dieses ukrainische Lied zu den besonders oft gesungenen.

Tief berührend ist es so, wie es hier erklingt. So interpretiert, dass weder Sentimentalität noch zu starkes Pathos entstehen. Es ist Innigkeit, es ist Schönheit, und es ist Schmerz, was hier durch eine feine und hochdifferenzierte Musik ausgedrückt wird. Eine zutiefst menschliche Botschaft tragen diese Aufnahmen in die Welt. Und gerade weil diese Musik sich auch gestattet, aufgewühlt und unruhig und vor allem nie glatt zu sein, packt sie besonders. Eine bewegende Sängerin und Interpretin ist Ganna Gryniva, faszinierend, wie unmittelbar sie hier Emotionen in Musik umsetzt. Und eine beeindruckende Vermittlerin von Liedern, die in diesen Zeiten – und auf diese Art gesungen – viele Menschen auf der Welt interessieren sollten.

Roland Spiegel, Bayerischer Rundfunk, 11/2022

Ganna Gryniva (UA/DE), geboren 1989, wuchs nahe Kiev auf und zog mit 13 Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland. Die seit 2013 in Berlin lebende Sängerin, Komponistin, Pianistin und Aktivistin entfaltet ihre verschiedenen kulturellen Wurzeln in der Musik. Sie setzt sich aktiv dafür ein, das kulturelle Erbe aus der Ukraine zu verbreiten. Im GANNA-Quintett und in ihrem Soloprogramm für Loops und Elektronik verbindet sie Jazz mit ukrainischer Folklore, Klassik und experimenteller Musik und hat auf diese Art und Weise eine ganz eigene Form gefunden, das alte Liedgut weiterzugeben. 2019 schloss Ganna ihr Jazzstudium an der Musikhochschule Franz Liszt in Weimar ab, wo sie bei Michael Schiefel, Jeff Cascaro und Frank Möbus studierte. Außerdem hat sie einen Bachelor of Arts in Philosophie an der Universität Leipzig. Im Moment arbeitet sie an einem neuen Album mit Daniel Santiago und Wanja Slavin.

Musina Ebobissé (FR) ist ein französischer Tenorsaxophonist, der zwischen Berlin und Paris lebt und arbeitet. Er studierte am Jazz Institut Berlin ein, wo er bei Peter Weniger, John Hollenbeck, Jim Black, Kurt Rosenwinkel und Greg Cohen studierte. 2017 schloß er den Bachelor in Jazz Performance und 2019 den Master in Jazz Komposition ab. 2018 gewann Musina Ebobissé den zweiten Preis des Internationalen Jazz-Kompositionswettbewerbs in Kattowitz. Im August 2019 veröffentlichte Double Moon Records das Debütalbum des Musina Ebobissé Quintets „Timeprints“, das für den Deutschen Jazz Preis in der Kategorie „Bestes Debütalbum 2021“ nominiert wurde.

Tom Berkmann (DE) ist ein deutscher Bassist. Noch während der Schulzeit begann Tom Berkmann sein Jazz-Bass-Studium am Richard-Strauss-Konservatorium in München bei Paulo Cardoso. Nach dem Abitur zog er nach Berlin, um am Jazz-Institut zu studieren. Er war DAAD-Stipendiat (Deutscher Akademischer Austauschdienst) und schloss sein Studium an der Manhattan School of Music in New York mit einem Master of Music ab. Er war Halbfinalist beim Jazz-Wettbewerb des Internationalen Kontrabass-Kongresses „Bass 2010“ in Berlin. Für die Komposition und Einspielung des Soundtracks zum Film „Oh Boy“ erhielt er 2013 auf der Berlinale den Deutschen Filmpreis für die beste Filmmusik und den Preis der Deutschen Schallplattenkritik für den besten Soundtrack. Im September 2021 veröffentlicht Whirlwind Recordings das zweite Album von Tom ́s Modern Jazz Gruppe „Scopes“. 

Mathias Ruppnig (AT) ist ein österreichischer Schlagzeuger und Komponist. Er ist einer der gefragten Musiker in der Berliner Jazzszene. Mit seinen eigenen Projekten „Mathias Ruppnig Quintet“, „DACH“ und SCOPES tourt er regelmäßig durch Europa und Asien. Er absolvierte sowohl ein Bachelor- als auch ein Master-Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz, Österreich. Als Leader und Komponist veröffentlichte er bereits vier Platten auf etablierten Labels wie dem britischen Whirlwind Recordings. Im Jahr 2014 gewann er mit dem KUG Composers‘ Ensemble den „Downbeat Award for College Graduate Outstanding Performance“ in der Kategorie Latin Group. Seit 2018 ist Mathias Mitglied des Tobias Meinhart 4tet & Kurt Rosenwinkel (Sunnyside Records).

Povel Widestrand (SW) ist ein schwedischer Pianist, der in Berlin lebt und arbeitet. Im Jahr 2017 schloß er sein Jazzpiano-Studium am Jazz Institut Berlin ab, wo er bei Kurt Rosenwinkel, John Hollenbeck, Greg Cohen und Wolfgang Köhler studiert. 2015 erhielt Povel ́s Trio HOLON den 2. Preis beim Jazzwettbewerb der Jazzwoche Burghausen. Im selben Jahr wurde Povel Artist in Residence bei Music Matters Sri Lanka und tritt beim MusicMatters Festival 2015 neben anderen internationalen Acts auch solo auf. 2017 ist er als Solist mit der Bohuslän Big Band im Rahmen ihres Projekts „Up & coming jazz talents“ zu hören. 2018 ehrte ihn der schwedische Rundfunk mit dem Titel „Newcomer des Jahres“.