Julia Hülsmann

Julia Hülsmann

JULIA HÜLSMANN  piano solo

Duo

with

CHRISTOPHER DELL  vibraphone

Last Chance To Misbehave

with

CANSU TANRIKULU  voice

MIA KNOP JACOBSEN  voice

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Deutscher Jazzpreis für das Julia Hülsmann Quartett

(Bestes Instrumentalalbum 2020, national)

Julia Hülsmann Trio

JULIA HÜLSMANN    piano

MARC MUELLBAUER   double bass

HEINRICH KÖBBERLING   drums

Quartet

with

ULI KEMPENDORFF  tenor saxophone

Hülsmann/ Wogram/ Dell

with

NILS WOGRAM  trombone

CHRISTOPHER DELL  vibraphone

Quartett

Alexander Calder hat das Mobile als Kunstform zur Perfektion gebracht und sagte über diese frei hängenden, ausbalancierten und leichten Gebilde: „Wenn alles klappt, ist ein Mobile ein Stück Poesie, das vor Lebensfreude tanzt und überrascht.“

Hört man das neue Album des Julia Hülsmann Quartetts (VÖ 26.8.2022, ECM), drängt sich vor dem inneren Auge genau dieses Bild auf: vier durch ein starkes Band verbundene Teile, die in ihrer Bewegung dennoch frei und eigenständig sind, ohne aber den großen Zusammenhalt zu verlieren. 

Das preisgekrönte Quartett der Pianistin und Komponistin – gleich für das erste Album „Not Far From Here“ gab es 2021 den Deutschen Jazzpreis für das beste Instrumentalalbum (national) – erreicht mit dem Nachfolger „The Next Door“ auch das nächste Level. Schwärmte man schon für den Quartett-Erstling, staunt man nun wie grazil und doch kraftvoll, wie transparent und auch dicht, wie minimalistisch und gleichzeitig komplex und vor allem wie vielfältig in kompositorischer und energetischer Hinsicht so ein Quartettalbum gelingen kann. 

Unprätentiös. Das ist das Erste, was auf- und einfällt, wenn man The Next Door in das Abspielgerät seiner Wahl legt. Dann: Organisch. Als müsse hier jeder Ton, jeder Klang, von Natur aus genau so sein, wie er ist. Und: Offen. Denn das ist dieses Quartett, ein um Julia Hülsmann (Klavier), Marc Muellbauer (Bass) und Heinrich Köbberling (Schlagzeug) gewachsenes Trio eigentlich, das seit neunzehn Jahren zusammen spielt und schon immer gern den einen oder anderen Gast zum Mittun eingeladen, aber erst durch Tenorsaxophonist Uli Kempendorff zu einer echten Quartettform gefunden hat.

Julia Hülsmann Quartet

Kempendorff nämlich gelingt es nicht nur, dem immer leicht über den Dingen schwebenden, den Kopf in den Wolken habenden, ätherischen Triosound die eine oder andere Kante abzutrotzen, sondern auch, ihn zu erden. Eine Musik, die ganz greifbar ist, eben wie die Girls & Boys next door.

Eine Tür weiter geht also das zweite gemeinsame Album des Quartetts. Immerhin hat man auch in Lockdown-Zeiten oft miteinander geprobt, zahlreiche Konzerte gespielt und ist viel gereist, was nun in einem noch intensiveren Zusammenspiel gipfelt. Obwohl es schon beim Quartettdebüt basisdemokratisch zuging – schließlich brachten bereits hier alle Mitglieder ihre eigenen Stücke in die Platte ein –, ist die Aufgabenverteilung jetzt noch einmal offener. Feste Rollen? Gibt es nicht.

Von epischem Flow über hochkomplexe, nur für Haushaltsangehörige durchschaubare Strukturen, durch die das Saxophon zu einer Art Erkundungsspaziergang einlädt, bis zu hypnotischen, afrobeatesken Grooves und inklusive dem für Hülsmann charakteristischen Coverstück, wie immer mit Riesenrespekt vor dem Original bearbeitet: dieses Mobile ist bunt und in Bewegung – und am Ende immer in Balance.

Für „Not Far From Here“ holt Hülsmann nun den Tenorsaxophonisten Uli Kempendorff zu dem Bassisten Marc Muellbauer und dem Schlagzeuger Heinrich Köbberling ins Team, das damit zu einem der maßgeblichen Quartette des zeitgenössischen Jazz in Deutschland wird. (…) ein in der Gewichtung von Raumwirkung und musikalischer Energie vorbildlich audiophiles und gestalterisch inspiriertes Quartett-Album.

Stereoplay 11/2019

Es war eine packende Bebop-Exkursion als Höhepunkt einer Reihe unterschiedlichster Stücke zwischen Monks Mysterien und Hülsmanns Elegien, angereichert mit klaren Basskonturen von Marc Muellbauer, unaufdringlich auf Zusammenhalt achtenden Schlagmustern von Heinrich Köbberling und einem wundersamen Tenorsaxophon von Uli Kempendorff, das mit seinen schön geschwungenen, hohen Melismen den Anspruch anmeldete, ein Altsaxophon sein zu wollen. Was kein Fehler sein muss. Es gab immer Jazzmusiker, die scheinbar gegen ihr Instrument opponierten und damit Neues hervorgebracht haben. In der Stadt Albert Mangelsdorffs, des Widerstandkämpfers gegen die sperrige Posaune, weiß man so etwas.

Wolfgang Sandner über das Konzert des neuen Quartetts im Frankfurter Palmengarten, FAZ 07/2019

Auf dem neuen Album steht „This is not America“ im Mittelpunkt. Saxofonist Uli Kempendorff  interpretiert David Bowies Song zart und in ausdrucksstarken Statements. Er fügt sich perfekt in die Gruppe ein – mit seiner Sensibilität, seiner offenen Haltung und seiner direkten und authentischen Art, Geschichten zu erzählen. Julia Hülsmann kreiert eine Atmosphäre des gelassenen Vertrauens, das auf einem gegenseitigen intensiven Zuhören basiert. „Not far from here“ ist ein ganz besonderes ECM-Album in dem Jahr, in dem die Plattenfirma bereits ein halbes Jahrhundert besteht.

NDR Play Jazz, 11/2019

Mit Kempendorff, einem unakademisch originellen Freigeist, der sich trotzdem stilsicher im Bandkontext zu verankern weiß, gelingt das paradox anmutende Kunststück, das angestammte Trio nicht nur zu erweitern, sondern es genau dadurch in seinem Kern nochmals zu schärfen. Eine meisterhafte Einspielung: klangästhetisch konturiert und doch von gestalterischer Freiheit, meditativ in sich ruhend und doch hell nach außen leuchtend.

Tonart 12/2019

(…) for  understated reinvention of the familiar, cool virtuosity, and the seductive ECM sense of a long gestation preceding and succeeding the recording, German pianist and composer Julia Hülsmann´s Not Far from Here is a standout. Hülsmann, who has been releasing subtle ECM gems with trio partners Marc Muellbauer and Heinrich Köbberling on bass and drums for a decade, has now added traditional-to-freeblasting Berlin tenor saxophonist Uli Kempendorff. The set´s only cover is David Bowie´s This Is Not America, with Kempendorff taking a group version from stealthy insinuation to confrontational split-note wailing, and Hülsmann developing an unaccompanied account as plaintive harmony-shifts against a solemnly tapping repeated note. Sometimes it feels like the 1950s Cool School and Miles Davis´s mid-60s group have become conjoined (notably on Muellbauer´s zigzagging Le Mistral); Hülsmann´s title track is a gently enigmatic sax/piano theme over a soft bass vamp. There are also tender ballads, drum-pattern riddles that turn into swing, and Muellbauer´s Wrong Song is a film nor-like harmony that becomes a sax turmoil. It´s clever, thoughtful, inquisitively contemporary jazzmaking, right in the ECM ballpark. 

John Fordham for The Guardian, Jazz album of the month, November, 4 of 5 stars, 10/2019

Trio

Manch einer sagt, kaum eine Formation des Jazz  sei mehr strapaziert worden als das Klaviertrio und man müsse sich schon mit etwas Besonderem einbringen um bemerkt zu werden. Solche Gedanken kommen bei Julia Hülsmann aber erst gar nicht auf, denn schon seit 2002 prägt sie mit ihrem Trio um Bassisten Marc Muellbauer und Schlagzeuger Heinrich Köbberling den zeitgenössischen Jazz auf ihre besondere Art und Weise, nämlich auf dem Weg der Konzentration, der behutsamen Reduktion und Sensibilisierung des Klanges. Verdichtung und gleichzeitige maximale Offenheit, auch für Einflüsse aus anderen Musikrichtungen, zeichnen die Musik dieses Trios aus. In langen Jahren und durch viele Konzerte weltweit entstand im Trio untereinander ein wie blindes Verständnis in der Kommunikation, ein unverbrüchliches Vertrauen ineinander aber auch ein subtiler, augenzwinkernder Humor durch teils aberwitzige Situationen auf Konzertreisen, denen man eben nur mit Humor begegnen kann.

In vielen ihrer Projekte hat Julia Hülsmann sich auf Lyrik bzw. Songs bezogen und mit Sängerinnen oder Sängern zusammengearbeitet – im weiten thematischen Spektrum von William Shakespeare bis zu Kurt Weill. Wenn sie sich zwischenzeitlich immer wieder ganz auf ihr Trio konzentriert, so beweist sie – ganz ohne Worte – ihre Stärke als eine Poetin des Klanges, als eine Lyrikerin des Jazzpianos. Sie ist dann „mit den eindringlichen Melodielinien ihrer rechten Hand sozusagen ihre eigene Sängerin“ (Weltwoche, Peter Rüedi).

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Dabei sind all diese in erweiterten Besetzungen gesammelten Erfahrungen in das Spiel der Kernbesetzung mit Muellbauer und Köbberling eingeflossen – der Zusammenhalt ist gewachsen, zugleich auch die Freiheit, über das Gewohnte hinauszugehen, was eine stete Weiterentwicklung in ganz organischer Weise nach sich zieht.
Mit „The End of a Summer“ (2008) und „Imprint“ (2011) veröffentlichte das Trio zwei bejubelte Alben bei ECM, und mit ihrem insgesamt sechsten ECM-Album „Sooner And Later“ kehrte Julia Hülsmann nach zwischenzeitlichen Veröffentlichungen mit ihrem Quartett (In Full View, 2013) und Quintett mit dem Sänger Theo Bleckmann (A Clear Midnight – Kurt Weill And America, 2015) zum Trio-Format zurück.

„Fern jeder Innerlichkeitsduselei erblühen darauf hinreißende Sounds und Tonfolgen in einem magischen Spannungsfeld von schlichter Nüchternheit und trunkenem Schwärmen.“ (Rondo)
„Sagte Peter von Matt in „Die Lyrik im Verdacht“ der Skandal des Gedichts sei, dass es so schön sein wolle, so gilt das nicht weniger für die musikalischen Lyrik von Julia Hülsmann. (…) Insgesamt: eine sehr konturierte, präzise, vieldeutige Musik. Zu schön, um nicht wahr zu sein. (Weltwoche, Rüedi)

Sooner And Later’ is an album that grows in appeal with repeated listening. The trio masters interplay and while that dynamic takes precedence over solo time, there are numerous opportunities to appreciate each of the players individually. The quieter moments are warm and enveloping, each with a distinct personality. Where the trio displays their more energetic side, they show a brilliance for creating complex and highly engaging melodies. ‘Sooner And Later’ is a significant achievement for a trio that had set a high bar, long ago.

Karl Ackermann, allaboutjazz.com 03/2017 

With intriguing harmonic figures, and a never too emphatic timbre, her pianism has the effect of lightly dancing above the firm ground of Marc Muellbauer’s stoic and sovereign bass and Heinrich Köbberling’s playful tidal drum work. Her music is rather sparing, essential and of understated clarity rather than abundant. With the work on her newest album Soon And Later Hülsmann is back in the deep mold she carved with her trio through the years. Her clear light strokes true to the sound and the almost autonomously spreading of her lines effortlessly took space and time during the 30 minutes of the showcase indicating which blossoming would be possible in a longer stretch. She apparently reached a higher level in the expression of her and her trio’s very own approach.

Henning Bolte about the showcase concert @ Jazzahead! 2017 for allaboutjazz.com, 05/2017

Julia Hülsmann ist als Pianistin und Komponistin eine Lyrikerin. Sie sucht die knappe Form mit langem Nachhall, nicht die große erzählerische Geste. Dabei scheut sie jede Art von Tiefenschwindel. Vor Popsongs schreckt sie keineswegs zurück, auf ihrer jüngsten CD interpretiert sie neben sechs eigenen und drei Titeln ihrer Partner auch einen solchen, Seals Kiss From A Rose. Er klingt wie von ihr erfunden – und ihre Originale klingen wie Standards. (…) Atem, Raum, Sparsamkeit sind überhaupt Stichworte für ihre Musik. Durchsichtigkeit der Interaktion im Kollektiv. (…) Hülsmann lässt sich von Gefühlen nicht um den Verstand bringen, aber sie lässt sie zu, sozusagen als Korrektiv ihres Hangs zum transparenten Konstruktivismus. Gefühle, zuweilen auch melancholisch eingedunkelte. Nicht: Sentimentalitäten.

   PETER RÜEDI, DIE ZEIT

Aber man konnte im Programm schon ein gewisses Plus an „Give and take“-Passagen ausmachen – ganz besonders bei dem glänzenden Auftritt von Julia Hülsmann. „An das Licht, das durch die Blätter der Bäume scheint“ heißt eine ihrer Kompositionen. Die Bandbreite ihres mit zwei Bläsern und Rhythmusgruppe besetzten Ensembles reicht von solcherart spätromantischen Impressionen über kontrapunktische V erarbeitungen bis hin zu kaum zu bändigender tänzerischer Bewegungslust und zum Free Jazz – ein würdiger Auftakt der Konzerte im Haus der Berliner Festspiele.

Ulrich Olshausen, FAZ 11/16

Der Pianistin Julia Hülsmann gelingt auch auf ihrer zweiten CD für ECM das Kunststück, das Schöne und Schlichte mit dem Sinn für Klangfarben und Nuancen intelligent zu vereinen. Nicht um verblüffende Technik und Schnelligkeit ist ihr zu tun, sie überzeugt durch klangschönen Ausdruck und subtile Differenzen. (…) Und selbst in stärker groovebetonten Titeln fühlt man sich eher an entspanntes Schweben als an bodenständige Bewegung erinnert.

    JAZZPODIUM

Je weniger die einzelnen Musiker den Platz an der Rampe für sich beanspruchen, desto klarer wird, dass ihre Kunst der Zurückhaltung ein besonders perfides Mittel ist, den Hörer immer tiefer in die Welt dieser Musik hineinzuziehen.

Stefan Hentz, DIE ZEIT

The album, Hülsmann’s sixth for ECM, tacks toward visitations that come and go in unconventional ways. The writing serves the purposes of melody most often, with improvising subtle and understated. Muellbauer’s “ The Poet (For Ali)” begins modestly, only to build in intensity with the album’s strongest rhythmic pulse. One of the album’s liveliest numbers comes with Hülsmann’s bouncy, slightly funky “J.J.” The song’s theme conveys the band’s playful sides, the tune ultimately rolling into the album’s most delicious song.

John Ephland, DOWNBEAT MAGAZINE, 07/2017

Last Chance To Misbehave

Geballte Frauenenergie verspricht Julia Hülsmanns neues Projekt „Last Chance To Misbehave“ mit den Sängerinnen Ayse Cansu Tanrikulu und Mia Knop Jacobsen. Auf einer Bühne kommen also zusammen: Eine Pianistin, die kürzlich ihr 7. Album bei ECM veröffentlichte und seit Jahren Aushängeschild für deutschen zeitgenössischen Jazz ist, eine Sängerin/Komponistin/Performerin aus Ankara, die mittlerweile ein wichtiger Teil der Berliner Jazz- und Improvisationsszene ist und bekannt ist für ihre ungewöhnliche und genregrenzensprengende Konzeption neuer Projekte, und eine dänische Sängerin/Komponistin, die sowohl im Jazz als auch im Alternative Rock/Pop zuhause ist, mit ihren eigenen Projekten international unterwegs ist und auch als Backing Vocal mit Musikern wie Quincy Jones, George Benson und Jacob Collier auf der Bühne stand.

Julia Hülsmann beweist damit wieder einmal ihr außergewöhnlich gutes Gespür bei der Auswahl von Stimmen, mit denen sie zusammenarbeiten möchte, und bringt hier zwei völlig unterschiedliche und dabei so hervorragend harmonierende Sängerinnen unter einen Hut.

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Dieses Frauentrio kreiert einen musikalischen Kosmos um Poesie, lyrische Bilder und Landschaften und bewegt sich dabei höchst frei im überraschend großzügigen Rahmen, den zwei Stimmen und ein singendes Klavier setzen können. Jedes Bandmitglied schreibt gezielt für diese Besetzung. Die ganz unterschiedlichen Kompositionsstile der einzelnen Bandmitgliederinnen fließen zusammen und kreieren einen einheitlichen Bandsound, welcher sich in den Eigenkompositionen und vereinzelten Cover Songs wiederspiegelt – dabei wird letzteren ein neuer und oft ironisch-zweideutiger Touch verpasst. Der Fokus liegt auf Originalität, und die kreiert das Trio im stilistischen Feld zwischen Jazz, Folk und experimenteller Musik, während es Lyrik von Shakespeare bis Beaumont vertont –  so, wie man es vorher noch nicht gehört hat.

Hülsmann / Wogram / Dell: Come Together

Für Julia Hülsmann ist es nicht das erste Mal, dass sie sich der Herausforderung stellt, Beatles-Songs, in ihre eigene Klangwelt zu übersetzen. Mit ihrem Stammtrio, erweitert um Theo Bleckmann und Ben Monder, hatte die Pianistin einige denkwürdige Auftritte. Hamburg feierte 2020 ein Beatles-Jubiläum, denn vor 60 Jahren traten fünf englische Jungs dort das erste Mal auf. „In Hamburg lernten wir, wie man vor Publikum spielt“, sagte George Harrison später. Auf den Tag genau 60 Jahre nach dem ersten Hamburg-Auftritt der Beatles also sollte ein Konzert im Großen Saal der Elbphilharmonie stattfinden, und Julia Hülsmann erschuf eigens dafür und zu Ehren der „Fab Four“ zusammen mit Nils Wogram an der Posaune und Christopher Dell am Vibrafon ein Programm: „Come together“ heißt es – einerseits als Reminiszenz an den Beatles-Hit, andererseits im Bewusstsein, dass weltweit das Zusammenkommen für Konzerte in diesem besonderen Jahr eine zeitlang ausgeschlossen war und die Freude groß ist darüber, dass es nun doch allmählich wieder ermöglicht wird.

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Für diesen besonderen Abend stellte sie nun ein rein instrumentales Trio zusammen. Sie entschied sich für diese spezielle Besetzung, weil die Stücke der Beatles einerseits so im Ohr sind, dass man sie auch ohne Gesang gut erkennen oder sogar innerlich mitsingen kann, sie andererseits in ihren Melodien, Harmonien und Strukturen so genial sind, dass sie in sehr unterschiedlichen Arrangements zaubern können.

Die Musiker präsentieren mit „Come Together“ eigene Interpretationen bekannter Songs wie „Yesterday“, „Eleanor Rigby“ und „Can´t buy me love“, die mitunter nicht sofort als diese Hits erkennbar sind. Denn sich mit dem Beatles-Werk auseinanderzusetzen ist durchaus eine Herausforderung, wie Hülsmann gesteht: »Ich bin mit dieser Musik aufgewachsen, daher ist mir das sehr nah. Aber die Originale sind so gut und so oft gecovert worden, dass man sich schon ein bisschen was einfallen lassen muss.« Dabei setzt Christopher Dell in seiner freien Art Musik zu interpretieren höchst spannende Impulse mit dem perkussiven und auch schwebenden Sound des Vibrafons, der sich so wunderbar mit dem Klavier mischt und es gleichzeitig ergänzt. Nils Wogram an der Posaune ist in diesem Gespann so etwas wie die ›Stimme‹; mit seiner virtuosen und warmen Spielweise aber auch so viel mehr. Freuen wir uns auf diese Kombination von Instrumenten und starken Musikerpersönlichkeiten, die uns ein besonders energetisches und auf neue Art und Weise (be-)greifbares Beatles-Programm präsentieren!

Julia Hülsmann & Christopher Dell

Zum Anlass des Jazzfests Bonn 2018 entstand ein neues Duo mit dem Vibraphonisten Christopher Dell. Dell gilt laut Reclam Jazzlexikon als der führende Vibraphonist seiner Generation. Er gehört zu jenen Musikern, die sich ebenso selbstverständlich im Kontext freier Improvisation und neuer Musik wie im Jazz bewegen. Gleichzeitig hat er einen unverwechselbaren Stil entwickelt, sein Spiel besticht durch Reife und Persönlichkeit. Er liebt komplexe Strukturen, nicht nur als Musiker, sondern auch als Theoretiker und Leiter des Instituts für Improvisationskunst Berlin. Das Aufeinandertreffen dieser beiden Schlüsselfiguren der Berliner Szene öffnet einen ganz neuen Raum von Klangfarben und Komplexität, wie sie im Duo selten zu finden sind.
Zum einen geht es um die hohe Kunst der Improvisation, des Impulse-Setzens und -Aufnehmens, des Gebrauchs von Musik als eine Art Sprache, des Agierens und Reagierens, des Rollentauschs, des Bodenbereitens für Improvisationsausflüge des anderen.

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Zum anderen geht es um die herausfordernde und klanglich sehr reizvolle Kombination von Klavier und Vibes: der perkussive und auch schwebende Sound des Vibrafons mischt sich auf unvergleichliche Art und Weise mit dem Klaviersound und ergänzt diesen auch dabei. Das lässt oft wunderschöne, desorientierende Momente entstehen, in denen der Klang der beiden Instrumente verschwimmt und man nicht sagen kann, wessen mäandernde Linien und zerbrechliche, enge Harmonien wessen sind.

Das Zwiegespräch der beiden strukturiert denkenden, harmonisch und melodisch ausdrucksstarken, erfahrenen Architekten kreativer Musik ist kein in sich gekehrtes Spiel beider Duopartner, sondern in seiner Komplexität und Virtuosität ein bewusstes und achtungsvolles Geschenk an das Publikum, ein Frage-Antwort-Spiel auf allerhöchstem Niveau.

Julia Hülsmann & Bigband

Seit 2016 eröffnet die „JazzBaltica All Star Band“, ein reines Frauenensemble mit wechselnder, aber zuverlässig starker deutsch-skandinavischer Besetzung, das Festival. Die Leitung übernimmt jedes Jahr eine andere Künstlerin, 2019 war es Julia Hülsmann. „Sie sehen mich heute in einer ungewohnten Rolle, normalerweise verschanze ich mich hinter dem Klavier“, gestand sie damals. Für Jazz Baltica hat sie Titel aus eigener Feder neu arrangiert, die sich mit dem Thema Farben auseinander setzen, und sie mit federleichtem Schlag dirigiert. Neben „Yellow“, „Red“ und dem sinistren „Dunkel“ spielte das 20-köpfige Ensemble Gedichtvertonungen von James Joyce und Emily Dickinson.

„Die Jazzerinnen kommen sofort zur Sache und das ist aktueller Big Band Jazz auf höchstem Niveau. (…) So weht ein dichtgewebter Big Band Sound durch die Halle des Maritims, der im Mittelteil ruhiger wird, um den Boden für die Soli von Posaune und Tenor-Sax gut aufzubereiten. Dann fallen die Bläser mit den verschachtelten Sätzen wieder den Solistinnen in die Arme und beenden so Soli und Thema. (…) Die vielen farbigen Stimmen der Instrumente sind die musikalischen Fäden, die den Klang des Korpus verdichten. So verhält es sich bis zum finalen Höhepunkt, an dem diese Fäden dramatisch gesteigert akkumulieren: Dramatissimo! Dies alles und mehr ist das Venus Orchestra von Julia Hülsmann. Ein, wenn nicht der Höhepunkt des JazzBaltica-Festivals!“ (jazz-fun.de)

Die so entstandenen Arrangements finden seither weitere Verwendung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bigbands (Swiss Jazz Orchestra, NDR Bigband).

Beatles-Projekt

Für das Deutsche Jazzfestival in Frankfurt 2016 nahm Julia Hülsmann eine große Herausforderung an, nämlich die, Songs der Beatles neu zu interpretierenBei ihr mischten sich in die Freude über den Vorschlag aus Frankfurt – „ich bin schon immer Beatles-Fan gewesen und mit ihrer Musik groß geworden“ – auch gleich die Bedenken, ob das nicht schon zu oft versucht worden wäre und ob die Originale nicht zu stark seien. In der Tat haben sich viele Jazzmusiker an diesem Kanon abgearbeitet, ohne den richtigen Zugang zu finden. Oft verschwand die Vorlage unter der Last harmonischer Abstraktion oder virtuoser Improvisation und oft blieb auch die swingende Aneignung weit hinter dem kreativen Genius des Originals zurück. Bei Hülsmann ist weder das Eine noch das Andere zu befürchten. „Lieber als sich selbst inszeniert sie andere“, bemerkte Peter Rüedi einmal in der ZEIT. Für das Beatles-Projekt wählte Julia Hülsmann zu ihrem bewährten Trio als Sänger wieder Theo Bleckmann – sie glaubt, „Theo ist einer, der die Songs der Beatles neu singen kann.“

Die für ein Beatles-Projekt irgendwie doch unverzichtbaren Gitarrensounds liefert Ben Monder. Der feinsinnige New Yorker mit seiner delikaten Klangsprache zwischen „electric bebop“ und ätherischen Klangflächen hat nicht nur Jazzstars wie Paul Motian oder Lee Konitz begleitet, sondern auch die Gitarrenparts zu David Bowies Album „Blackstar“ beigesteuert und bildet schon lange mit Theo Bleckmann ein kreatives Tandem.

Beatles Projekt JH Frankfurt 29.10.16

copyright hr/Sasha Rheker

Mit diesem erlesenen Team bringt Julia Hülsmann die Songs der Beatles aus der Perspektive des heutigen Jazz neu zum Leuchten und sorgt für eine „musikalisch-poetische Sternstunde mit einem lyrischen Ausdruck, wie man ihn selten erlebt. (…) Ihre Arrangements zielen auf den emotionalen Gehalt, die Atmosphäre, den Gestus dieser Musik. Man meinte, zu spüren, wie die Klangquellen aus dem Klavier, der Gitarre und vom variablen Gesang die Songs in einen neuen Aggregatzustand verwandeln. Aus den Wassermolekülen der Lieder entwich Dampf, der sich zu einer Klangwolke verdichtete. Wolke sieben: Mehr geht nicht.“ (Wolfgang Sandner über das Konzert i.R.d. Deutschen Jazzfestivals Frankfurt 2016, FAZ)