Luise Volkmann

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Westphalen-Jazzpreis 2022

 Die Musik {setzt} ein tänzerisches Denken frei, adressiert Körperlichkeit und Gedankenfluss in einer einzigen Bewegung. Ein so herausforderndes wie im besten Sinne aufregendes Debüt.

Harry Schmidt, Jazzthetik, über RGB von Autochrom

Été Large

Luise Volkmann   compositions, altosax

Casey Moir  voice

Laurin Oppermann  voice

Vincent  Bababoutilabo  flute

Gabriel Boyault  tenorsax

Jedrzej Lagodzinski  baritonesax

Erik Kimestad Pedersen  trumpet

Janning Trumann  trombone

Johanna Stein  cello

Athina Kontou  bass

Yannick Lestra  piano

Paul Jarret  guitar

Max Santner  drums

Été Large

Die Zeiten, in denen kleine Formationen Combos und große Ensembles im Jazz unweigerlich Big Bands waren, sind gottlob ebenso lange vorbei, wie jene, in denen Jazzmusiker sich entscheiden mussten, ob sie frei oder traditionell spielen wollen. Das Spektrum der Kombinationen und Gestaltungsebenen im Jazz hat sich universal erweitert. Das Debut-Album „Eudaimonia“ von Luise Volkmanns Été Large, erschienen 2017 (nwog records) beschreibt diesen glückseligen Tummelplatz der unbegrenzten Ausdrucksmöglichkeiten auf sehr unterhaltsame Weise.

Der Begriff Eudaimonie kommt aus der griechischen Antike und beschreibt grob umrissen einen ausgeglichenen Gemütszustand aufgrund gelungener Lebensführung. So zeichnete die passionierte Geschichtenerzählerin auf „Eudaimonia“ Porträts von Menschen, die für ihr eigenes Leben Lösungen gefunden und Luise Volkmann auf diese Weise inspiriert haben. Am Ende dieses Prozesses steht eine nicht alltägliche Musik, die unprätentiös den Alltag einfängt. Oder um es mit den Worten der Saxofonistin zu sagen, „eine menschliche Musik“. Die Kompositionen sind von großer Komplexität und noch größerer Formenvielfalt, und doch sind sie in ihrer erzählerischen Struktur einfach nachvollziehbar, abwechslungsreich und kurzweilig.

Diese ungewöhnliche, spannende und verheißungsvoll Debüt-CD wurde von der Wochenzeitung ZEIT zu einem der besten Alben 2017 gewählt.

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Im November 2020 erschien das zweite Album von Été Large: „When The Birds Upraise The Choir“. Die Idee zu dazu hatte sie schon lange im Hinterkopf, als Fortsetzung des Porträt-Konzepts der Vorgängerplatte. Diesmal nahm sie Inspiration und Energie aus ihrer Verbindung zu ihren Eltern, speziell zu ihrem Vater – und schuf eine Hommage an die 68er Generation.

Einerseits das Freiheitsstreben, andererseits das Solidaritätsgefühl sind herausragende Charakteristika dieser Generation. Diese Haltung und die Rock-Musik der 1970er Jahre sind für Luise Volkmann ein wichtiger Ausgangspunkt. Ihre Faszination reicht von der Protestmusik der Woodstock-Ära bis zur destruktiven Urkraft des Punk. Wer ihre Songs zwischen Frank Zappa, Punk und Carla Bley verorten will, liegt bestimmt nicht falsch, obwohl das gar nicht unbedingt den Intentionen der Kölnerin entsprechen muss. Die spezielle Mischung aus jugendlichem Leichtsinn, spontanem Aktivismus und dem existenziellen Druck hinter jeder Aussage findet sie bis heute berührend, doch zugleich ist sie sich bewusst, dass sie kein Kind jener Epoche ist. Sie findet ihre eigenen Formeln, um im Hier und Jetzt zu jener scheinbar verschütteten Intensität zu gelangen, mit der Musik damals die Welt verändern konnte. Diese Formeln setzt sie mit dreizehn Musiker*Innen aus Deutschland, Frankreich und Skandinavien um. Alle Mitglieder ihrer Band sind zwar ausgewiesene Cracks auf ihren Instrumenten, doch jedes einzelne von ihnen weiß seine Eitelkeiten hinter dem Kollektiv zurückzustellen. Es geht um die gebündelte Inbrunst der gesamten Formation.

Auf „When The Birds Upraise The Choir” bricht Luise Volkmann mit allen Erwartungen. Sicher lassen sich historische oder aktuelle Bezüge zu anderen Großformationen herstellen, doch genau genommen ist dieses Album ohne Beispiel. Es definiert nicht nur sein eigenes Genre jenseits des Dreiecks aus freiem Jazz, progressivem Rock und avantgardistischer Kammermusik, sondern es stellt wieder die Verantwortung des Künstlers gegenüber der Gesellschaft in den Mittelpunkt. 

Uns Erwachsenen ist das Gefühl der rücksichtslosen Produktivität des kreativen Augenblicks weitgehend verloren gegangen, doch wenn man sich das neue Album von Luise Volkmann anhört, dann drängt sich vom ersten Augenblick an dieses eine Bild auf: da ist ein riesiger Pool dreckigen Wassers, und die Bandleaderin springt mit ihrer gesamten Meute mitten hinein, dass es nach allen Seiten spritzt.

Das Album erhielt eine ganze Seite im Feuilleton der ZEIT und wurde vom RedaktionsNetzwerk Deutschland zu einem der besten Alben 2020 gewählt.

Für entdeckungswürdige Glücksmomente, die sich nicht zuletzt aus neutönerischer Spielfreude speisen, sorgt (…) Luise Volkmann mit ihrem Debüt „Eudaimonia“, wo die zwischen delikatem Minimalismus und freier Improvisation wirkmächtig leuchtenden Klangflächen ihres zwölfköpfigen Ensembles Été Large von zwei Vokalistinnen überglänzt werden. Ein starkes Statement, faszinierend detailreich und erfrischend modern.

Sven Thielmann, Hifi & Records

Grenzenlose Fantasie in den Kompositionen mit Inspirationen vom Punk über die Klassik, Neue Musik und Free Jazz sowie Freiheit in den Improvisationen – es ist ihre schöpferische Kraft, die sie besonders macht. Ihre ständige Suche nach Klängen, Sounds und Rhythmen und ihre Offenheit, sich immer wieder aufs Neue inspirieren zu lassen, zeichnen die Ausnahmemusikerin aus. Luise Volkmann bringt verschiedene musikalische Persönlichkeiten in der Musik zusammen, vergisst dabei nicht eine ausdrucksvolle Bühnenperformance mitzudenken und die Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine Reise mitzunehmen. Ihre Projekte befassen sich auch immer wieder mit politischen und sozialen Aussagen. Sie berührt Herzen, solidarisiert sich, thematisiert gesellschaftliche Widersprüche und macht die Kraft der Musik erlebbar“.

 

Aus der Begründung der Jury des Westphalen-Jazzpreises 2022

Diese Freiheit hört man dem Album an. „When the birds upraise their choir“ (…) ist der Sound einer Zeit im Umbruch und Aufbruch.
Bayerischer Rundfunk, BR 5, 11/20
Vom Start weg ist klar, dass in diesem Trio niemals die auf der Hand liegenden Ideen überstrapaziert werden, sondern immer wieder überraschend und sehr souverän neu und anders abgebogen wird.
LVZ, Ulrich Steinmetzger, Leipzig
Was Volkmann (…) mithilfe ihrer zwölfköpfigen Formation Été Large eingespielt und aufgenommen hat, fügt sich zu einem der poetischsten, aufregendsten, ja spannendsten Debütalbum seit Langem.

Harry Schmidt, Jazzthetik

Im forschend ausgreifenden Jazz eine Trinität aus Mut, Entdeckerfreude und Erzählbegabung. Aufreibend.
Märkische Allgemeine Zeitung

Prallsatt voller Emotionen und rhythmischer Raffinesse, brodelt die spannungsreiche Chose mit Luise Volkmanns vielseitig-virtuosem Altsax außergewöhnlich originell.

Sven Thielmann, Hifi & Records

Jazz der einem die Hirnwindungen erst verknotet und dann freispült. 

Kreuzer, Leipzig

Beim Hören fühlt man sich mitgenommen auf einen Spaziergang durch wunderliche Welten. 

Thomas Volkmann, JazzPodium